Donnerstag, 1. August 2013

Fabelhafte Filme aus der Mongolei

Die Höhle des gelben Hundes



Die Geschichte könnte auch bei uns passieren: Kind bringt einen herrenlosen Hund mit nach Hause, den es beim Spielen gefunden hat. Vater sagt Nein. Die daraus resultierenden Konflikte taugen für unzählige Geschichten. In diesem Film erzählt die aus der Mongolei stammende Regisseurin Byambasuren Davaa dieses Thema mit einer mongolischen Familie, die noch fernab von der Zivilisation in einer Jurte lebt. Damit die Kinder eine Schulbildung bekommen, müssen Sie in die Stadt, was die Trennung von der Familie bedeutet. Der Film beginnt damit, dass Nansaa, die älteste Tochter in den Ferien nach Hause kommt. Sie findet beim Dung sammeln einen Hund, den sie Zochor nennt. Der Vater, der gerade zwei Schafe durch Wölfe verloren hat, ist strikt dagegen, weil er fürchtet, dass der Hund mit Wölfen zusammen gelebt haben könnte. Er würde dann die Wölfe zu ihnen locken, meint er.

Der Film wird ganz unaufgeregt erzählt. Alle Darsteller sind Laien und spielen sich selbst. Ein Drehbuch gab es nicht, als der Film gemacht wurde. Er ist auch nicht synchronisiert, was aber alles andere als störend ist. Die Texte lassen sich gut mitlesen und der Klang der mongolischen Sprache gibt dem Film noch ein bisschen mehr an Authentizität. Die Handlung läuft ruhig ab, ohne große Aufregung. Lediglich ganz zum Schluss kommt ein wenig Dynamik hinein, als der Vater das jüngste Kind sucht. Viel spannender ist aber zu sehen, wie in der mongolischen Familie miteinander umgegangen wird. Die Ernsthaftigkeit, mit der die Erwachsenen auf die Kinder eingehen, auch der natürliche Humor, der untereinander gepflegt wird, sind bewundernswert.

Byambasuren Davaa wurde 1971 in der Mongolei geboren und studierte dort an der Hochschule für Filmkunst in Ulaanbaatar. Im Jahr 2000 kam sie nach Deutschland, um an der Hochschule für Fernsehen und Film in München zu studieren. Schon der Vordiplomfilm »Die Geschichte vom weinenden Kamel« (2003) wurde ein Erfolg. »Die Höhle des gelben Hundes« wurde dann ihr Diplomfilm (2005).


»Die Geschichte  vom weinenden Kamel« erzählt ebenfalls von einer Nomadenfamilie aus der Wüste Gobi. Ein weißes Kamelbaby wird von der Mutter verstoßen. Erst durch einen Musiker mit der Pferdekopfgeige kann die Kamelmutter dazu bewegt werden, ihr junges doch anzunehmen. Kritiker sprechen von einer »märchenhaften Geschichte« wohl mit Blick auf das Ritual, das der Musiker zelebriert. Dabei übersehen sie aber, dass das Augenmerk der Regisseurin auf ganz anderen Aspekten gerichtet ist.




Beide Filme zeigen die Menschen in der mongolischen Weite und deren Konfrontation mit der Zivilisation. Im zweiten Film kommt dieses Element verhaltener, wirkt dafür aber m.E. viel eindringlicher. Der Vater überlegt, ob er in der Stadt einen Job im Kaufhaus sucht, um während der Schulzeit in der Nähe der Tochter (später auch der anderen Kinder) bleiben zu können. Der Lohn ist zu niedrig, sagt die Mutter. Davon können wir ja nicht leben. Wovon die Familie lebt, zeigt der Film in den alltäglichen Handlungen. Beide Filme wurden ausgezeichnet, etwa mit dem Bayerischen Filmpreis (Kamel, 2003), Förderpreis Deutscher Film (2005, Höhle) und dem Deutschen Filmpreis (2006, bester Kinder- und Jugendfilm für die Höhle). »Die Geschichte vom weinenden Kamel« wurde 2005 sogar in der Sparte Dokumentarfilm für einen Oscar nominiert.

Im Jahr 2009 folgte der Kinofilm »Das Lied von den zwei Pferden«, in dem das Problem des Verlustes kultureller Traditionen weiter geführt wird. Es ist auch ein Film über mongolische Musik.




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