Mittwoch, 24. Juli 2013

Der welsche Hahn, der Habicht und der Adler


Man diene, wem man kann, doch nicht um reich zu werden.
Dann nichts ist kärglicher, als die Erkenntlichkeit.
Es ging ein welscher Hahn, in stolzer Sicherheit,
Aus seinem Hof ins Feld, und musterte die Herden.
Ein Habicht, welchem nur der Adler schrecklich war,
An Fängen stark, schlau wie ein Hasengeyer,
Schoß auf den Hahn herab, und, durch ein Abenteuer,
Entriß ein Adler ihn der plötzlichen Gefahr.
Damit ich, sprach der Hahn, nicht dankvergessen scheine,
Sing ich dein Lob: ich singe meisterlich.
Auch hab ich ein Geschenk für dich.
Ich gebe gern. Was? Meiner Federn eine.

Es drohte Spanien Alphonsens‘ Thron den Fall,
Doch Englands zweiter Carl beschützte Portugall.
Für den zu schwachen König stritten
Die unerschrockenen freien Britten,
Und siegten, so wie sonst, auch bey Amerial.
Alphonsus lobt den Heldenmut der scharen,
Durch deren Arm sein Reich bestand;
Doch macht er seinen Dank auch durch Geschenke kund.
Die königlichen Gaben wären,
Für jede Compagnie, an Schnupftabak, drye Pfund.

Friedrich von Hagedorn
Versuch in Poetischen Fabeln und Erzählungen
Leipzig bey Bernh. Christ. Breitkopf
ca. 1739
unberechtigter Nachdruck

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