Samstag, 7. April 2012

Susanne Gerdom: Der Nebelkönig

Sallie ist Küchenmädchen in einem Schloss. In einer scheinbar gewohnten Welt bewegt sie sich zwischen Arbeit und Bibliothek, in der sie alte Sagen über Drachen und Zauberer liest. Dann muss sie Aushelfen bei einem Gastmahl und ab da verschiebt sich ihre gewohnte Welt nach und nach bis nichts mehr ist, wie es vorher war. Ihre Freunde sind Katzen, eine Eule, eine Ratte und ein Rabe, die aber alle auch als Menschen auftreten. Und dann begegnet sie zum ersten Mal dem Wolf – im Nebel und im Südturm. Bis sie begreift, dass es ihre Aufgabe ist, diese unwirkliche Welt zu überwinden, ja bis sie überhaupt begreift, dass es keine wirkliche Welt ist, sondern sie in einer Blase angehaltener Zeit lebt, vergehen viele Seiten. Dass es nicht langweilige wird, dafür sorgt die Autorin mit ihrer bereits aus ihren anderen Büchern bekannten Fähigkeit, die Leser sofort in die Geschichte zu ziehen. Sie begleiten das Küchenmädchen quasi direkt auf ihrem Weg und die Irritationen, die diese erschüttern, erschüttern auch die Leser mit.

Dieses Buch ist dicht geschrieben. Sämtliches Personal, von der Protagonistin, über den Antagonisten bis zur kleinsten Nebenfigur sind alle am richtigen Platz und weichen davon nicht ab. Keiner geht zum Beispiel im Laufe der Geschichte verloren ;-) Es gibt keine Längen und keine unmotivierten Sprünge und selbst die gerdomsche Adjektivitis ist soweit zurückgefahren, dass sie nicht mehr stört - oder vielleicht sogar genau die richtige Würze für dieses Buch ist.

Ein Jugendbuch? Vielleicht. Jedenfalls hatte ich nirgends beim Lesen das Gefühl, dass ich mir etwas aus der Kinderecke geholt habe. Fantasy vom Feinsten - sogar ein bisschen Märchen, was man von den meisten Fantasygeschichten nicht sagen kann - ist dieses Buch und ich bin überzeugt, dass es so viele Erwachsene Leser positiv aufnehmen wie Jugendliche ganz gewiss.

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