Freitag, 6. April 2012

Das Wiesel, die Katze und das Kaninchen



Sechzehnte Fabel

Ein junges Kaninchen war aus seiner Höhle gegangen. Bey seiner Zurückkunft fand es ein Wiesel darin, das sich derselben bemächtigt hatte. „Heraus mit dir!“ – war die Anrede: – „Die Höhle ist mein! Du hast sie usurpiert! Du hast sie widerrechtlich eingenommen! Heraus mit dir!“ –

Das Wiesel antwortete; und es erhob sich ein heftiger Streit über die beiderseitigen Rechte. – „Ich habe sie entdeckt, ich habe sie unbewohnt gefunden; also gehört sie mir!“ – Nach langen Zanken beschlossen sie endlich, eine alte Katze, die in der Nähe wohnte, zur Schiedsrichterinn zu nehmen.

Sie kommen an, sie tragen ihre Sache vor. – „Tretet doch ein wenig näher!“ – hieß es: „Ich bin zu alt, ich höre nicht gut!“ – Die Parteien vermuteten nichts arges, als die Katze auf sie sprang, und mit beider Tode die Streitigkeit beendigte.

Geschichte gewisser Kolonien, und gewisser kleinen Republiken!

Christian August Fischer
Politische Fabeln, 1796

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