Montag, 26. April 2010

Der Storch und der Falke



Ein junger Storch sah im Vorüberflug
Den Falken, den ein Fürste trug,
Wenn er zur Reigerbeitze ritte,
Und sprach: Es braucht nur eine Bitte
Bey der Dianen Majestät,
So werd ich auch im Rang erhöht;
Ich bin ohn daß schon hochgebohren,
Und zu der Jägerrey erkohren.
ich spieß Eideren, Frösch und Schlangen,
Was will man mehr von mir verlangen?
Drauf kam er, Supplicando, ein,
Man mögt ihm auch ein Amt verleihn,
und ein Diploma drüber schreiben,
Daß er getittelt könnt an ihrem Hofe bleiben.
Diana sprach: Was sucht der Geck?
Wenn er die Thorheit will bezahlen,
So läßet ihm zwo guldne Frösche mahlen,
Im grünen Feld. Zwo Störch an jeder Eck,
Und außen her zwo wilde Katzen,
Als Wappenhalter dran, mit aufgehobnen Tatzen.
Sein künftger Tittel sey: Freiherr von Schlangenreuter,
Erdherr auf Klapperndorf, genannt von Reisignest,
In, und zu Schnabelheim, etcetera, so weiter:
Wir wollen, daß man ihn dafür paßiren läßt.

Neue Fabeln und Erzehlungen in gebundener Schreibart
Hamburg, verlegtes Conrad König, 1749

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