Dienstag, 30. März 2010

Die Gänschen im Garten


Ei Mütterlein, lieb Mütterlein,
Das Gänslein ist im Garten . -
Jag’ mir’s hinaus, jag’ mir’s hinaus,
Es tut mir großen Schaden.
 
O Mütterlein, lieb Mütterlein,
Das Gänslein will mich beißen! -
Nimm ein Gäbelchen, schlag’s auf’s Schnäbelchen,
So wird’s dich nimmer beißen.
Elsässischer Kindervers

Montag, 29. März 2010

Die Parabel vom Mond und dem Riesen


(Für Eduard und Hedwig Thuille.)

Hinter dem Berge
Die tausend Zwerge
Mit den großen Schädeln gescheidt und frech
Lassen wieder gleißen
Im grellen, weißen
Scheine das runde, blinkende Blech.
Gespannt den Bogen!
Die Sehne gezogen!
Ich treffe das blitzende, glitzende Ding.
Was soll das Geblecher!
Zum Abendtrunkbecher
Brauch ich kein zitterndes Flimmergeblink.
Es saust von der Sehne
Der Pfeil, seine Mähne
Wirft rückwärts der Riese und wartet gespannt.
Dann brüllt er: Daneben!
So will ich es heben
Das Ding aus der Höhe mit eigener Hand.
Es soll nicht dort hangen!
Ich will es mir fangen,
Ich will von den Zwergen nichts glitzerndes sehn!
Ich wills ihnen weisen!
Ich will es zerschmeißen,
Klirr soll es in tausend Kleinstücke mir gehn!
Es rannte der Riese
Wild über die Wiese,
Ueber Berge und Thäler, durch Sümpfe und Kot.
»Fort! Fort mit dem Scheine!«
Er brach sich die Beine.
Der Mond hängt noch oben, der Riese ist tot.
Otto Julius Bierbaum
aus: Irrgarten der Liebe
Berlin/Leipzig 1901

Sonntag, 28. März 2010

Der schlummernde Knabe und die Göttin des Schicksals


Ein sorgenfreyer Knabe schlief
Am Felsenabhang ein:
Ihn sah die Schickung, kam und rief:
ach auf mein Kind! der Sturz ist tief
Und die Gefahr nicht klein;

Wie leicht geschieht’s, du wendest dich
Und schmetterst dein Gebein:
Dann, liebes Kind, beklagen sich
Die armen Ältern über mich,
Nur über Mich allein!

Johann Friedrich Ferdinand Schlez
aus: Fabeln - Drittes  Buch

Samstag, 27. März 2010

Bär und Wolf


Ein Bär saß einst an einem Erlenstrauch,
Und leckte sich an seiner Tatze;
Ein Kater sah's, und eine Katze;
Das, sagte Hinz, das kann ich auch!


Ein Wolf erschien! der Kater schlich
Auf einen Baum, die Katze setzte sich
Still neben ihn, und beide, nun
In Sicherheit, sahn Heldenthaten thun!

Denn Wolf und Bär bekamen Krieg,
Und Ritter Bär erkämpfte hohen Sieg!
Da machte sich die Katze rauch,
Und fragte: Hinz! kannst du das auch?

Johann Wilhelm Ludwig Gleim

Freitag, 26. März 2010

… heißen auch Feuergeister der Fabellehre Salamander


Salamander, auch Molch, Feuermolch, eine Familie des Eidechsengeschlechts, die wieder in vier Gattungen zerfällt. Sie sind ohnefähr eine Spanne lang, einen Daumen dick, gewöhnlich schwarz und gelb gefleckt, und halten sich an dunkeln, schattigen Orten auf. Die sämmtlichen hieher gehörigen Thiere sind durchaus unschädlich, und keineswegs giftig. Die Sage, daß der Salamander im Feuer nicht verbrenne, ist unwahr. Wenn er geängstigt wird, dringt aus seinem Munde und seiner warzigen Haut eine milchichte Feuchtigkeit, die ihn wohl auf einige Minuten gegen ein schwaches Kohlenfeuer schützen kann, aber einem heftigen oder anhaltendem Feuer kann er keineswegs widerstehn. Bei den Alten war er Symbol des Feuers. Daher heißen auch die Feuergeister der Fabellehre Salamander, die als Genien mit feuerfarbenen Schmetterlingsflügeln vorgestellt werden.

Allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände
Conversations-Lexicon in zehn Bänden
Achter Band, S. 568
Leipzig, Brockhaus, 1820

Donnerstag, 25. März 2010

Schmetterlinge im Taubertal

Seit gestern gibt es einen neuen Blog, den ich zumindest bis in den Herbst fortführen will, bis kein Schmetterling mehr fliegt.

Mittwoch, 24. März 2010

Das wilde Natur-Feuer


Der Salamander soll im Feuer können leben:
Ich bin kein solches Thier und leb doch in der Gluht;
Zorn und Begierde kann den Geist als Feuer heben.
Ach Wasser, Wasser her! lescht ab mein heisses Blut!

Gottfried Arnold
(1666–1714)

Dienstag, 23. März 2010

Eines jeden Element


Im Wasser lebt der Fisch, die Pflanzen in der Erden,
Der Vogel in der Luft, die Sonn im Firmament,
Der Salamander muß im Feur erhalten werden,
Im Herzen Jesu ich als meinem Element.

Angelus Silesius

Montag, 22. März 2010

Dünenstrand

Kurische Nehrung

Einem Dünenstrand ging es gar nicht gut. Die hohen Wellen hatten den ganzen Winter über an den Füßen der Dünen genagt, der Sturm an dem Strandhafer gezerrt und  der Regen hatte Löcher in ihre Häupter gespült.
Die Menschen liebten diesen Strand. Deshalb baggerten sie Stunde um Stunde Sand aus dem Meer. Mit schweren Lastwagen fuhren sie den Strand auf und ab, luden den Sand zu großen Bergen ab, bis er eine geschlossene Reihe großer Sandhaufen vor den Dünen bildete. Einen Teil davon ebneten die Menschen auf dem Strand, um ihm seine Schönheit wieder zurück zu geben. Den Rest ließen sie aufgehäuft zum Schutz der Dünen stehen. Dann kehrte wieder Ruhe am Strand ein. Die Menschen warteten auf den Sommer und die Urlauber, die nur wegen ihres schönen Strandes immer wieder kamen.


Die neuen Sandhügel erhoben sich vor den alten Dünen und prahlten: »Nun sind wir die erste Reihe und jeder wird uns vom Strand aus ansehen und bewundern.«


»Bewundern? Seht Euch doch an: nackt und hässlich. Wir dagegen sind grün und tragen im Frühling und im Sommer Blüten. Unsere Haare wiegen sich sanft mit dem Wind. Wir werden fotografiert und gemalt«, antworteten die alten Dünen.



»Aber nicht mehr an Euch, sondern an uns werden sich bald die Schönen und Reichen anlehnen und vor uns ihre Handtücher ausbreiten, damit sie vom Strand her gesehen werden. Wen interessiert da schon ein bisschen grünes Gras, das man hinter uns nicht mehr sieht?«



»In uns bauen die Vögel ihre Nester und die Kaninchen ihre Bauten. Und in unserem Schutz tragen sie neues Leben aus. Euer Glanz dagegen ist vergänglich und dauert nur einen Sommer lang.«


Und die alten und die neuen Dünen sprachen nicht mehr miteinander. Im Sommer kamen die Reichen und Schönen und lehnten sich an die Sandhügel und breiteten ihre Handtücher aus. Im Herbst blieben sie weg. Nur ein paar Hundebesitzern gingen mit ihren Tieren noch spazieren. Als der Winter kam, schickte das Meer immer weiter seine Wellen auf den Strand und der erste Sturm peitschte sie an die neuen Dünen. Am Ende des Winters hatte das Meer sie Sandkorn für Sandkorn zurückgeholt,die alten Dünen jedoch blieben unversehrt.

Mittwoch, 17. März 2010

Das tanzende Terrarium

Grotesque sentimentale

Ich widme diese Verse
Dem großen erhabenen Salamander.
Das heißt: Der zwanglosen Vereinigung
Jüngerer Terrarien- und Aquarienfreunde,
Deren Mitglied ich bin als Nummer 124.

Es soll mir niemand nachsagen,
Daß ich undankbar oder vergeßlich bin.
Ich bin imstande, für meine Freunde
(Und Freundinnen) alles zu tun.

Libellula Immaculata,
Über den Teichen schwebend im Juniglanze.
Ich liebe dich unsäglich.
Komm in mein Netz!
Behutsam will ich dich fassen,
Du Goldgeflügelte,
Verweile einen Augenblick auf meiner Hand!

Blutrote Posthornschnecke,
Nimm diesen Brief und bring' ihn meinem Mädchen!
Lauf, so schnell du kannst!
Nächsten Freitag (Karfreitag) veranstaltet
(Druckfehler: verunstaltet)
Die zwanglose Vereinigung
»Groß-Berliner Aquarienfreunde«
Eine Tümpeltour nach Finkenkrug.
Man bewaffne sich
(Nicht mit Handgranaten, sondern): Netzen, Gläsern:
Das Plankton der Zeit in seine Butte zu füllen.

Mein Barsch ist immer so barsch zu mir.
Mein Schlei hat sich gesteigert und wurde zum Schleier,
Im Komparativ silbrig hängend um eine schöne Stirn.
Der Karpfen vertauschte seinen zweiten und dritten Buchstaben
Und man speiste ihn zur Fastnachtsbowle.
Wohl bekomm's! (Den neunstachligen Stichling
Wird man sich besser nicht in den Mund stecken.)

Der Chlysodaurus ist ein lustiger Kerl.
Den ganzen Tag tanzt er hin und her.
Er hat meiner Putzfrau schon Chlysodaurustrott beigebracht.
Wenn Sie wollen, unterrichtet er Sie gegen mäßiges Honorar
(Tausend Fliegen pro Stunde)
Im indischen Dschungeltanz (neueste Figuren).

Dorippa (was für ein süßer Mädchenname)
Lanata trägt Sommer und Winter denselben großen Muschelhut.
Es läßt sie so kalt wie Eispolarwasser,
Wenn Frau Assessor ihr begegnet, sich über die Unmodernität
Ihres Kopfschmuckes chockiert, moquiert:
Dorippchen, wie können Sie bloß! –
Dorippchen ist das ganz egal.
Bei den Krebsen wechselt die Mode bloß alle tausend Jahr.

Heute Nacht brannte es im Dorf.
Die Feuerwehr wurde alarmiert.
Ein Feuersalamander hatte sieben Scheunen angezündet.

Ein Tigerfisch sprang aus dem Teich
Und riß ein Kalb von einer Herde, die vorüberweidete.
O, wie erbleichte schier Nymphe alba, meine zarte Hirtin!

Zwei Basilisken tanzten im Abendrot.
Eine Erdkröte spielte Harmonium.
Ein paar Tritonenbengels lachten sich einen Ast,
Auf welchem eine Nachtigall saß
Und (eine Trommel) schlug.

Gordius, der gordische Knoten, zerhieb sich selbst.
Zu seiner (nicht geringen) Verwunderung bemerkte er:
Daß er ganz geheimnislos, unkompliziert,
Daß (gleichsam) er sich sinnlos, zwecklos, selbst zerspalten.

Von nun ab verschmähten die Gordii
Die rationelle Aufklärungsmethode.
Sie sagten jeglicher Wissenschaft ab
Und zerbrachen sich nicht den Kopf darüber,
Was vorn und hinten bei ihnen,
Und After und Maul, Kopf und Schwanz,
Solches war ihnen alles eins.

Der Strudelwurm hat's gut.
Wenn er heiraten will, heiratet er einfach: Sich.
Er verliebt sich in sich,
Er verlobt sich mit sich.
Er geht mit sich schlafen.
Wie kringelt er sich (heissa!)
In der Brautnacht, der längst erwünschten!
Nach neun Monaten teilt er sich einfach mittendurch und ist: Zwei.
Mutter und Kind, Vater und Kind.

Wer liefert mir kleine Regen- und Sonnenwürmer?
Meine Molche hungern.
Ich bin ein armer terrarischer Prolet.
Einen Regenwurm, meine schöne Dame, im Vorüberwandeln!
Einen Sonnenwurm, mein feiner Herr,
Für meine armen hungernden Molche.

Falls Sie eine Lanze haben, so bitte ich Sie,
Dieselbe für die Kreuzotter zu brechen!
Selbige wird noch immer sehr mißverstanden.
Sie ist ein gutartiges, sanftes, zutrauliches Haustier.
Frißt aus der Hand und ihre possierlichen Bocksprünge erheitern jedermann.
Sie beansprucht nichts als freundliche Behandlung,
Sieht mehr auf Anschluß ans Familienleben als gute Bezahlung.
Und ist mit Butter zum Frühstück und einem Eierkognak
Nach dem Nachtmahl durchaus zufrieden.
Klabund
aus: Die Harfenjule
Berlin, 1927

Dienstag, 16. März 2010

Er habe einen Salamander ins Feuer geworfen ...

Quelle: Wikipedia

Vom Salamander.

Obwohl von dem Aristotele und Æliano geschrieben wird, es können die Salamandræ nicht allein in dem Feuer leben, sondern dasselbe auch gantz und gar auslöschen, welches auch Plinius cap. 67. lib. 10. bestättiget, daß nemlich der Salamandren Kälte so groß, daß sie das Feuer anders nicht, als wie durch ein Eiß, damit können löschen. So will es doch in Zweiffel gezogen werden, und glaubet man, daß solche gelehrte Leute hierinnen sehr gefehlet haben. Sintemahl man ja vom Feuer weiß, daß solches alles verzehret: Gleichwohl gibt es itziger Zeit noch so leichtgläubige Leut, welche, wiewohl übel berichtet, sagen mögen, daß der Salamander im Feuer lebete, und darin seine Wohnung habe: wir wollen dessen allhier mit wenigem gedencken, wie dieses Fürgeben falsch, denn obwohl dieses Thier über die massen kalt, so kan es doch im Feuer nicht lange leben. Matthiolus ad Dioscoridem lib. 26. schreibt: In dem Tridentinischen gibt es im Frühling und Herbst-Zeiten, viel solches Ungezieffers, solches hab er probirt, und der Salamandren eine grosse Anzahl ins Feuer geworffen, habe aber befunden, daß sie allsamt von dem Feuer verzehrt worden. Dieses ist sonst ein bekannt Indianisches gifftiges Ungezieffer / das man daselbst Gecco nennet, weil es an den Orten, wo es anzutreffen, immer Gecco rufft, von welchem Thierlein sich die Naturkündiger eifrigst bemühet, seine Eigenschafft fundamentaliter zu erforschen. In dem Frantzösischen Journal des scavans unter dem 26. April des 1667. Jahrs findet man, daß der berühmte Anatomicus Nicolaus Stenonis von Rom an Herrn D. Croan geschrieben, was massen ihm ein vornehmer Herr und Ritter, Nahmens Corvinus, vor gewiß erzehlet, er habe einen Salamander, den er mit aus Indien bringen lassen, ins Feuer geworffen, worauf sich derselbe alsobald aufgeblasen, und einen Hauffen Materie wie Feuer ausgekotzt, womit er die glüende Kohlen neben sich ausgelöschet, und sich darauf gesetzt, so bald die Kohlen wieder glüend worden, warff er auch wiederum neue Materie aus, auf welche Art er sich über 2. Stund vor der Gluth des Feuers beschützete. Nach solcher probe wohlte ihn der Ritter der Gefahr nicht weite überlassen, sondern nahm ihn wieder heraus, und behielt ihn noch neun Monath lang darnach im Leben. Die gantze Zeit, welche er ihn gehabt, hatte er keine andere Nahrung, als die er von den Lecken einer gewissen Indianischen Erde, die man darzu mitgebracht, und auf welcher er immer saß, genosse. Diese Erde war Anfangs mit einem zehen Schleim und dicken Materie bedeckt, und als sie hernach dürr worden, habe sie das Thier durch die hinten von sich gelassene Feuchtigkeit wieder erweichet; Nach Verlauff dieser eilff Monathen aber hätten sie den Salamander auf die Erde selbigen Landes in Italien gesetzt, um zu sehen, wie er sich auf selbiger verhalten würde: da sey er den dritten Tag hernach, nachdem ihm andere Erde gegeben worden, verstorben.

Der Gestalt nach, ist der Salamander, wie Plinius lib. 10. c. 67. bezeuget, ein vergifftetes Thier, wie eine Eidex, gantz kalter Natur, so daß durch dessen Anrührung das Feuer nicht anders als von Eisse ausgelöschet wird. Ob wohl Aristoteles will, daß die Salamander Leute wären, welche im Feuer wandelten: So hat man doch keinen eintzigen Scribenten gelesen, daß die Salamander Feuer-Leute seyn solten, die in dem Berge Æthna und andern feurigen Orthen ihre Wohnung hätten. Und ist auch nicht gläublich, daß ein einziges Thier sey, so im Feuer leben könte. Ob wohl Plinius l. 11. c. 36. solches von etlichen Thieren bewähret, die er Pyrales oder Pyraustas nennet, selbst die Salamander, ob sie wohl wegen kalter Natur eine Zeitlang im Feuer leben können, werden doch endlich durch die Hitze verbrannt.

Es ist auch eine bekannte Materie, so Salamanders-Wolle genennet wird; solche aber kommet von keinem Thier, sondern ist eine gewisse Berg-Art, so nur verblümter Weise also genennet ist, wegen der Meinung von der Unverbrennlichkeit: denn es gibt unter denen Mineralien gewisse unverbrennliche Dinge, darunter sonderlich merckwürdig ist, was die alten Asbeston nannten. Das ist der unverbrennliche Stein, von welchem Pancirollus handelt, in dem Capitel vom lebendigen Flachs / woraus durch Kunst gewürcket worden, Tisch oder Teller, Tücher, Hembder und Röcke, so durch das Feuer nicht verzehret wurden: dahero man in den alten Zeiten die Cörper der Könige darinnen verbrannt, damit ihre Asche mit anderer nicht vermischet werde.

Johann Jacob Bräuner
Physicalisch- und Historische-Erörterte Curiositäten
38. Von unterschiedenen Wunderthieren
Frankfurth am Mayn 1737

Montag, 15. März 2010

Salamander

Quelle: Wikipedia

Salamander, in mythologischer, oder vielmehr adeptisch mythischer Beziehung diejenige Klasse der Elementargeister, welche das Feuer beherrschen und in diesem beweglich wie flackernde Lohe leben und weben. Sie vermögen den Brand der Sinnengluth im unbewachten Herzen anzufachen, und werden mit idealer Schönheit, mit feuerfarbenen Libellenflügeln, sowohl männlichen als weiblichen Geschlechts, gedacht. Diese Art Geister scheint Göthe vorgeschwebt zu haben, als er durch ihre Stimmen Faust in magischen Schlummer versenken läßt. Matthisson's Muse schildert uns die Salamander humoristisch, und Callot-Hoffmann läßt in einer Novelle gleiches Namens uns einen Blick in das glühende Leben derselben thun. Der alte Wahnglaube, daß die gefleckte Landeidechse, Triton Salamandra, im Feuer nicht verbrenne, steht mit der Lehre von den Elementargeistern in einem geistigen und symbolisirenden Zusammenhang.

Damen Conversations Lexikon
Band 9. [o.O.] 1837

Sonntag, 14. März 2010

Die größere Gefahr

Peleus mit Thetis
Quelle: Wikipedia

Hochbrausend rang mit Peleus Sohn Skamander,
Der Held muß fliehn die Schlingen seiner Fluten;
Doch zähmen bald den Strom des Feuers Gluten,
Des eignen Betts unwill'gen Salamander.

Cygnus lud in die friedlichen Maeander,
Auf deren Spiegel Mittagsschatten ruhten;
Doch mitten in dem süßen Bad umfluten
Des Todes Schau'r den großen Alexander.

Ein glühend Herz zagt nicht bei'm wilden Rauschen
Feindseligen Geschicks, und wird sich halten,
Schlüg' über'm Haupt die Well' ihm auch zusammen.

Doch in der Wollust kühlem Schooße lauschen
Geheimes Grausen, bängliches Erkalten,
Und löschen der Begeistrung muth'ge Flammen.
August Wilhelm von Schlegel
Leipzig 1846

Samstag, 13. März 2010

Wie der alte Schwan die Schwanenschar rettete


Auf dem gewaltigen Feigenbaum mit dem Namen Mahaskha wohnte eine Schwanenschar. An diesem alten Baum war eine Schlingpflanze namens Kausakhi emporgerankt. Der älteste der Schwäne beschwor die anderen schon lange, diese Schlingpflanze zu vernichten, denn leicht könne an ihr jemand heraufsteigen. Doch die Schwäne störten sich nicht an den Vorhaltungen des alten Schwans. Da kam eines Tages ein Vogelsteller, der an Kausakhi emporstieg und Fallen auf den Zweigen und in den Schwanennstern legte. Als die Schwäne nach der Futtersuche zurückkamen, wollten sie sich in ihrem Baum ausruhen, verfingen sich dabei aber in den Schlingen des Fallenstellers.
»Ihr habt nicht auf meine Warnung gehört« sagte der alte Schwan, »nun sind wir alle verloren.«
»Ehrwürdiger, hilf uns« riefen die Schwäne. »Was sollen wir tun?«
»Wenn ihr doch wieder auf mich hören wollt, dann hört zu. Stellt euch tot, wenn der Vogelfänger kommt. Er wird euch aus den Schlingen lösen und auf die Erde werfen. Sobald er dann vom Baum herabklettert, müsst ihr alle zusammen in einem Augenblick in die Höhe fliegen.«
Am Morgen kam der Vogelsteller, sah die Schwäne wie tot daliegen, und löste sie sorglos der Reihe nach aus den Schlingen. Danach warf er sie vom Baum. Als er den letzten Schwan aus der Schlinge gelöst und hinunter geworfen hatte, machte er sich daran, vom Baum herabzusteigen. In diesem Augenblick flogen die Schwäne alle zusammen auf und davon.


Fabel aus dem Pantschatantra
nacherzählt von
Horst-Dieter Radke

Freitag, 12. März 2010

Salamander reiben

Studentisches Trinkgelage
Quelle: Wikipedia

Salamander reiben, bei den deutschen Studenten eine eigenthümliche Art u. Weise auf die Gesundheit Jemandes od. bei Gelegenheit irgend einer Feier zu trinken, woran alle bei dem Trinkgelage Versammelten Theil nehmen. Derjenige, welcher die Gesundheit etc. ausbringt, übernimmt dabei das Commando; auf sein Wort: Silentium, exercitium Salamandri incipitur! reiben die Anwesenden ihre Trinkgefäße in einer kreisförmigen Bewegung vor sich auf dem Tisch herum, indem sie dazu sagen: Salamander, Salamander, Sal. etc. Dabei zählt der Commandirende in Pausen Eins, Zwei, Drei! u. auf Drei werden die Gläser geleert. Mit den geleerten Gläsern wird auf die nochmaligen Commandoworte Eins, Zwei, Drei derart auf den Tisch geklappt, daß mit den unteren Rändern derselben abwechselnd rechts und links schnell auf den Tisch aufgeschlagen wird. Auf Drei ruhen die Gläser sämmtlicher Theilnehmer sofort u. nach einem nochmaligen Zählen bis Drei werden sie mit einem Male stark auf den Tisch gesetzt, so daß es wie Ein Schlag klingen muß. Alles kommt darauf an, daß die einzelnen Exercitien von allen Theilnehmern auf gleiche Weise u. zu gleicher Zeit ausgeführt werden. Wer nachklappt, d.h. sein Glas später als die Übrigen auf den Tisch setzt, muß nachexerciren, d.h. muß allein nach den Commandoworten eines anderen den S. noch einmal reiben. Die Sitte scheint mit dem Glauben an die Unüberwindlichkeit des Salamander in Verbindung zu stehen, also die dem Betreffenden dargebrachte Huldigung soll die Feuerprobe bestehen.
Pierer's Universal-Lexikon
Band 14. Altenburg 1862, S. 776

Donnerstag, 11. März 2010

Uber Ihre schwartze Zähne


Dein Leib ist Salamander Art
Den keine Flamme nie versehret.
Doch deine Zähne sind zu zart
Und durch des Hertzens Glut in schwartzen Ruß verkehret.
Christian Friedrich Hunold
aus: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte
Halle/Leipzig 1713

Montag, 8. März 2010

Elementargeister

 
Quelle: zeno.org

Elementargeister, nach dem alten nordischen Volksglauben die Geister der 4 Elemente: Gnomen (der Erde), Undinen (des Wassers), Sylphen (der Luft), Salamander (des Feuers), launisch, den Menschen nicht feindlich, sogar dienstbar, wenn er sie zu behandeln weiß, aber leicht gereizt und dann gefährlich.

Herders Conversations-Lexikon
Freiburg im Breisgau 1854

Samstag, 6. März 2010

Der Salamander

Quelle: Wikipedia

Der Salamánder, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Eidechsen, deren Körper viele kleine Löcher hat, aus welchen sie einen Saft spritzen, welcher die Kohlen, welche auf sie geworfen werden, auf eine Zeit lang auslöschet, daher denn die alte Fabel entstanden, daß der Salamander im Feuer lebe; Lacerta Salamandra L. ehedem Feuerwurm. S. auch Molch. In der Dichtkunst der Neuern pflegt man, nach dem Vorgange des Abts von Villar in seinem Comte de Gabalis, auch wohl eine Art erdichteter Feuergeisterchen Salamander zu nennen, so wie die Sylphen Luftgeister, Gnomen Erdgeister, und die Nymphen Wassergeister bezeichnen. Der Nahme ist aus dem Griech. σαλαμανδρος entlehnet, wo die erste Hälfte σαλα entweder zu Sahl, Wasser, Feuchtigkeit gehöret, weil diese Eidechse im Feuer Wasser von sich spritzet, oder auch aus einer ältern Sprache herstammet, wo Sahl Feuer bedeutet hat, da es denn wieder eine Önomatopöie der zischenden Bewegung des Feuers seyn würde.

Adelung
Grammatisch-kritisches Wörterbuch
der Hochdeutschen Mundart
Leipzig 1798

Donnerstag, 4. März 2010

Der Emu Dinewan und die Krähen Wahn



Der Emu Dinewan machte einmal mit seinen beiden Frauen, den Krähen Wahn, einen Ausflug. Unterwegs bemerkten sie, daß die Wolken sich zusammenballten und es bald Regen geben würde. Da trugen sie schnell einige Rindenstücke herbei und machten sich eine kleine Hütte. Und als es anfing zu regnen, schlüpften sie hinein, um nicht naß zu werden. Dinewan wollte seinen Frauen aber einen Possen spielen. Als sie gerade nicht hinsahen, stieß er gegen ein Stück Rinde, so daß es umfiel. Dann sagte er seinen Frauen, sie sollten doch hinausgehen und es wieder aufsetzen. Als sie es taten und draußen waren, stieß er ein anderes Rindenstück um; und kaum waren die Frauen wieder in der Hütte, da konnten sie auch schon wieder hinausgehen. So machte er es viele Male, bis die Frauen schließlich Verdacht schöpften und verabredeten, daß eine aufpassen sollte. Die sah nun, wie Dinewan stets die Rindenstücke wieder umstieß, die sie gerade aufgestellt hatten, und wie er sich bei dem Gedanken vor Lachen bog, daß seine Frauen in die Nässe und Kälte hinaus mußten, um den Schaden zu kurieren, während er trocken und behaglich sein Abendbrot verzehren konnte. Sie erzählte dies der anderen; und nun wollten beide ihm eine gehörige Lektion erteilen. Sie krochen in die Hütte hinein, und jede trug ein Stück Rinde mit glühenden Kohlen. Dinewan wälzte sich gerade vor Lachen; sie gingen aber geradenwegs auf ihn los und sagten: »So, nun sollst du einmal so schwitzen, wie es uns gefroren hat,« und damit schütteten sie die Kohlen über ihn. Da sprang Dinewan in die Höhe und schrie laut auf vor Schmerz, denn er hatte sich tüchtig verbrannt. Er fiel über seine eigenen Füße und lief in den Regen hinaus. Diesmal blieben die Frauen in der Hütte und lachten über ihn.

Paul Hambruch
Südseemärchen, 1916

Mittwoch, 3. März 2010

Der Rabe und der Specht

 

Eine junge, erst sechs Monate verheiratete Frau war ausgegangen, um sich einige dürre Zweige zum Feueranmachen abzubrechen.
Als dies ein vorbeifliegender Rabe sah, schrie er: »Indoschkesikomon! Indoschkesikomon!« Das heißt: »O meine Augen! O meine Augen!« Damit wollte er nämlich den Wunsch ausdrücken, daß das künftige Kind der Indianerin ein Knäblein sein sollte, das später ein tüchtiger Jäger würde, so daß er sich vor dessen Tür recht zahlreiche Augen des geschossenen Wildes – bekanntlich die Leckerbissen der Raben – auflesen könne.

Auch ein hungriger Specht hatte die Frau von einem Baum aus beobachtet und dabei vor sich hin ständig »Nemossämudschi« gewispert. Damit meinte er: »Meine Würmer«, denn das erwartete Kind sollte ein Mädchen sein, später eine tüchtige Hausfrau werden, fleißig ausgehen und dürre Äste abreißen, damit er sich die Würmer daraus picken könne.
Karl Knortz
Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas

Dienstag, 2. März 2010

Maus und Topf

In einen deckellosen Topf hinein stürzte
Ein Mäuschen, und, im Fett erstickend, sprach’s sterbend:
»Ich hab’ gespeist, getrunken, bin von Wohlleben
Recht satt geworden: Zeit ist’s daß ich heimgehe.«

Babrios
Ü: Johann Adam Hartung