Donnerstag, 4. Februar 2010

Die Schnecke und die Grille

 

Recht langsam,  Schritt vor Schritt, mit viel Behutsamkeit,
Kroch eine wohl beladne Schnecke
Zu einer nahgelegnen hecke,
Der Weg, so kurz er war, war für die Schnecke weit,
Ein Zeiger an der Uhr kann nicht so sachte gehen,
Itzt zieht sie Hörner ein, itzt streckt sie Hörner aus,
itzt bleibt sie eine Weile stehen,
So drückte sie das Schneckenhaus.

Hier pries sie das Geschick der Grille,
Die an dem Wege saß, und sang:
Wie leicht ist sie, wie schnell ihr Gang!
Sie lebt und singt in edler Stille,
Ein Sprung setzt sie in Sicherheit.
Wenn meine Wohnung mich verbindet auszuhalten,
Und in der Sorge zu veralten.

Die Grille nahm sich hier die Zeit
Die Schnecke heimlich zu belauschen,
Drauf zwitscherte sie ihr zum Trost die Worte zu:
Wie gerne wollt ich mit dir tauschen?
Wenn mich die Wittrung plagt, so liegst und ruhest du
Bequemlich, zugedeckt, verschlossen,
Oft such ich ich in der Nacht kalt, hungrig und verdrossen
Die Ruhe, die dich längst mit sanften Flügeln deckt,
wenn mich der Winterschnee, mit Tod und Krankheit schreckt.
Wenn ich mich mit dem Hunger quäle,
So närst du dich in deiner Höhle.

Hier ist die Grille fortgehüpft,
Ich schließe so aus ihrer Klage:
Wer ledig ist, hat seine Plage,
Und eine Haushaltung ist auch mit Noth verknüpft.

Lichtwehr

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